11.08.19
Aus gegebenen Anlass unterstützt die Edition Thanhäuser den Aufruf Spielt Artmann! Spielt Lyrik! der IG Autorinnen Autoren zu H. C. Artmann:
Spielt Artmann! Spielt Lyrik!
Aufforderung an das ORF-Landesstudio Wien, seinen Auftrag einzulösen
Nach H. C. Artmann ist einer der höchsten Literaturpreise der Stadt Wien benannt, ein Platz in Salzburg, ein Park im 14. Wiener Gemeindebezirk, er ist Träger des Großen Österreichischen Staatspreises, vieler weiterer höchster in- und ausländischer Auszeichnungen und er erhielt ein Ehrengrab in Wien. All diese Anerkennungen seiner Leistungen genügen dem ORF-Landesstudio Wien anscheinend nicht, um anlässlich seines bevorstehenden 20. Todestages und 100. Geburtstages eine Filmdokumentation über seine Präsenz und Erinnerungen an ihn in seinem Wohnbezirk und Ausgangspunkt für seine große literarische Karriere für angemessen zu halten.
Einem diesbezüglichen Vorschlag des Wiener Regisseurs und Filmemachers Martin Polasek mit dem Ansatz, was von H. C. Artmanns großem Erfolg von „med ana schwoazzn dintn“ in seinem bzw. ihrem Heimatbezirk aufzufinden ist, wurde von der Direktion des ORF-Landesstudios Wien beschieden:
„HC Artmann war in den 60ern äußerst populär (…) Aber das ist schon sehr lange her und Lyrik heute lange nicht mehr so beliebt wie damals. Deswegen sind wir der Ansicht, dass Thema und Person nur mehr für Liebhaber, also eine recht kleine Gruppe, relevant sind.“
Die Absage des ORF Landesstudio Wien an H. C. Artmann und an die Lyrik ist von einer Abschätzigkeit, dass es einem die Sprache verschlägt. Wir verlangen den umgehenden Widerruf dieser unfassbaren Äußerungen des ORF Landesstudios Wien gegenüber diesem großen österreichischen Dichter, seinem Werk und dessen Wirkung sowie der Lyrik generell. Wozu sind ORF-Landesstudios da, wenn sie nicht ihren Auftrag wahrnehmen, auf kulturelle und landschaftliche Eigenheiten, Ereignisse und besondere Anlässe in ihren jeweiligen Regionen einzugehen?
Wir fordern das ORF-Landesstudio Wien dazu auf, H. C. Artmann und Lyrik zu spielen – im Fernsehen wie im Radio und nicht nur zu Jubiläen – sowie in seinem Programm ständige Literatursendungen mit Lyrikanteilen vorzusehen, die solche von Ignoranz und Unwissen gekennzeichneten Umgangsformen von vornherein verhindern. Wir fordern das ORF-Landesstudio Wien dazu auf, seinem Auftrag nachzukommen und Programmvorschläge wie den von Martin Polasek nicht mit Vermarktungslogik abzuschmettern, schon gar nicht welche zu besonderen Anlässen und über herausragende Vertreter/innen der österreichischen Literatur. Wir verbitten uns darüber hinaus jede abschätzige Behandlung und Bewertung H. C. Artmanns und der Lyrik generell durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Bücher mit H. C. Artmann
H. C. Artmann & Barbara Wehr
H. C. Artmann